…sobald wir auf dem Hundeplatz sind, hat er keine Lust mehr.
In Variationen hört man diese Klage auch als: Auf dem Hundeplatz hört sie
richtig gut, aber sobald wir woanders sind, weigert sie sich…
Dieses Phänomen wird unseren Vierbeinern häufig als
Motivationslosigkeit oder Sturheit bis hin zu bösem Willen ausgelegt. Bei
unseren Junghunden allerdings in den allermeisten Fällen zu Unrecht. Ganz
nebenbei bemerkt ist Böswilligkeit eine Kategorie menschlichen Denkens, die
Tieren völlig fremd ist. Zu Letzterem gibt es vielleicht ein anderes Mal mehr,
heute geht es um das Stichwort Generalisierung.
Generalisierung, genauer Reizgeneralisierung , wird wie
folgt definiert: Als Reizgeneralisierung
bezeichnet man in der Verhaltensforschung die Reaktion eines Tieres
oder einer Person auf einen Reiz, die in genau gleicher Weise erfolgt, wie die zuvor
erlernte Reaktion auf einen anderen, ähnlichen Reiz.( https://de.wikipedia.org/wiki/Reizgeneralisierung
)
Was hat das jetzt mit uns und unseren Hunden zu tun?
Unsere Vierbeiner haben gelernt auf einen Reiz (z.B. das
Kommando „Sitz“) eine bestimmte Reaktion (sich setzten) zu zeigen. Soweit so
gut aus der Sicht des Hundehalters. Aus der Perspektive des Hundes beinhaltet
der Reiz, welcher zum Sitzen führt aber viel mehr. Für den Hund ist zunächst
die ganze Situation, in welcher er das Kommando gelernt hat der Reiz. Dazu
zählen die Körperhaltung des Hundeführers inklusive eventuelle Sichtzeichen
(z.B. der Hundeführer steht aufrecht vor dem Hund und hat zum Zeichen für
„Sitz“ den Zeigefinger der rechten Hand erhoben), die Umgebung inklusive des Untergrundes
(z.B. im Wohnzimmer auf dem Teppich oder im Garten auf dem Rasen) usw. Es
spielen aber auch Aspekte eine Rolle, an die wir nicht sofort denken würden,
wie beispielsweise welches Halsband/Geschirr oder Leine der Hund beim
Lernen/Üben trägt. Ist es die lange Leine von der Gassirunde, die kurze
Hundeplatzleine oder die Schicke, mit der man in die Stadt geht? Vielleicht
wird beim Üben zu Hause auch gar keine Leine verwendet.
Da Hunde also Situations- bzw. Ortsgebebunden lernen, heißt
das, dass wir ein Kommando, bis es generalisiert ist, an vielen verschiedenen
Orten und in unterschiedlichen Situationen üben müssen. Um es den Hunden
einfacher zu machen, sollte es am Anfang noch möglichst viele Übereinstimmungen
in den unterschiedlichen Situationen geben. Das kennt man im Allgemeinen aus
der Welpengruppe, z.B. wenn das „Sitz“ auf verschiedenen Untergründen (Rasen,
Pflaster, Teppich, Holz…), während alle anderen Merkmale gleich sind, geübt
wird. Auch in der Junghundegruppe nutzen wir zu Beginn zur Unterstützung die
jeweiligen Sichtzeichen. Je weiter dann ein Kommando/Signal generalisiert ist,
desto weniger Merkmale müssen übereinstimmen.
Das bedeutet also, sollte unser Hund ein Kommando plötzlich „vergessen“
haben, sollten wir ihn zunächst nochmals mit Merkmalen der ursprünglichen
Lernsituation (z.B. Sichtzeichen) unterstützen. Will einmal etwas überhaupt
nicht klappen, wird es nicht besser, wenn man sich in die Situation
hineinsteigert. In so einer Situation übt man am besten irgendetwas anderes,
das der Hund schon sicher kann und beendet die Arbeit mit einem
Erfolgserlebnis. Letzteres ist eigentlich immer wichtig, deshalb lernt man
bereits in der Welpengruppe eine Übungseinheit immer mit einem Erfolgserlebnis
abzuschließen.
Daneben gibt es aber selbstverständlich noch eine Reihe weiterer
Gründe, weshalb ein
Hund das Geforderte in dieser oder jener Situation nicht leisten kann, als
Beispiele seien hier genannt: Angst, Stress, Konzentration (die kann bei
Junghunden stark variieren, also nicht zu lange! am Stück trainieren), widersprüchliche
Signale des Hundeführers…
Fazit:
Damit es dem jungen Hund überhaupt möglich ist, ein Kommando
jederzeit zuverlässig auszuführen, muss er Gelegenheit bekommen, es in vielen
unterschiedlichen Situationen zu üben. Tut er es nicht, ist das Kommando
vermutlich noch nicht generalisiert.
Eure Julia