Dienstag, 3. Januar 2017

Alles ganz einfach – denkt man



Gewagte These

Das Einzige, was ein Hund wirklich können MUSS ist kommen, wenn er gerufen wird!

Die Idealvorstellung

Rufen und der Hund sitzt neben dem Hundeführer. Eigentlich ganz einfach, etwa wie ins Auto einsteigen und losfahren.


Die Umsetzung

Machen wir uns zuerst einmal die jeweils enthaltenen, aber kaum bewusst wahrgenommenen, Zwischenschritte klar. Was liegt denn nun in den Sekunden zwischen einsteigen und losfahren?

-         - Türe schließen,
-          - anschnallen,
-          - Schlüssel hineinstecken
-         -  Lenkrad nehmen,
-        -   Bremse und Kupplung treten,
-         -  Zündschlüssel drehen,
-          - Gang einlegen,
-          - in alle Richtungen schauen,
-         -  blinken,
-         -  Bremse lösen,
-          - Kupplung kommen lassen,
-          - nochmal schauen,
-         -  Gas geben und lenken

Jetzt seid Ihr dran: Schließt die Augen und überlegt Euch, was alles zwischen dem Abrufen und dem neben Euch sitzenden Hund kommt.

-         - Ruf wahrnehmen und einschätzen (bestimmt, drohend, eindringlich, lockend, bettelnd, entnervt,  Gefahr signalisierend…),
-          - eigene Beschäftigung unterbrechen,
-          - Blickkontakt zum Hundeführer aufnehmen und Körpersprache abschätzen,
-         -  Bedürfnisse abwägen (lohnt es sich damit aufzuhören und zu kommen?),
-        -   sich endgültig losreißen,
-         -  loslaufen,
-          - weiterlaufen (nicht umdrehen und allen Verlockungen unterwegs widerstehen),
-          - beim Hundeführer ankommen und auf dessen Reaktion (Lob, Rückwärtsgehen, entnervtes   Schnauben, Freude, Stolz, Leine zücken, Leckerli hervorkruschteln…) eingehen,
-         -  hinsetzen und nochmals die Reaktion des Hundeführers checken (s.o.),
-         -  sitzen bleiben

Das Problem

Für den Fahranfänger besteht diese Operation aus lauter Einzelschritten. Für den Junghund kommt noch erschwerend hinzu, dass er sich der Zwischenschritte nicht nur bewusst ist, er muss sich auch noch bewusst für jeden einzelnen „entscheiden“. (Zugegebenermaßen muss sich auch der Fahranfänger für „Kleinigkeiten“ wie Anschnallen, Blinken und Schulterblick entscheiden ;-)

Verstecktes Problem

Das Beispiel mit dem Fahranfänger hinkt insofern, dass es dem Wunsch und aktuellen Bedürfnis des Fahrers entspricht loszufahren, während der Hund…

Das Ziel

Zu einer Sequenz automatisieren, damit der Hund nicht nachdenken und sich jeweils entscheiden muss (+Kommen zu etwas für den Hund Wünschenswertem machen).

Der Weg

Wie immer gibt es natürlich verschiedene Wege das Ziel zu erreichen. Was Ihr für alle braucht, ist ein neues Rückrufsignal (wer BH machen will, verwendet nicht „hier“!), das noch nicht mit „Fehlversuchen“ verknüpft ist. Es ist immer einfacher etwas neu aufzubauen, als etwas Altes zu korrigieren. Gute Laune oder wenigstens eine gute Grundstimmung. Und Geduld, denn Fehler vermeiden ist am Ende weniger aufwändig wie diese zu korrigieren.

Mehr zu diesem Thema gibt es in den nächsten Junghundestunden ;-) und sicher auch irgendwann hier.


Eure Julia
P.S. Ich bin fest davon überzeugt, dass es immer mehr als einen Weg gibt, um ans Ziel zu kommen.